Auf das richtige Maß

 04.01. 2024

Auf das richtige Maß  (Erlebnisbericht)

Manchmal weiß man einfach nicht genau, was richtig ist!?                                    

Deshalb habe ich mit ihm gesprochen, dass er auch versteht warum ich ihm das antue. Die Frage, ob es auch weh tun könnte gestattete ich mir nicht zu stellen, schon um nicht seine möglichen Antworten weiterdenken zu müssen. Sonst wäre mein mühsam aufgebauter Mut schon beim Besteigen der ersten Leitersprossen zurückgeblieben, wo ich gerade meine Hände auf Greiff- Festigkeit testete und die Griffigkeit der Schuhsohlen ausprobierte.                                                                                                        

Es muss eben sein, betete ich mir ständig in Denkmonologen vor. Nicht nur zum Baum betete ich vorauseilend um Verzeihung, auch zu Gott. Irgendwie wurde mir der Baum auch gleich zum Gott, weil er so mächtig war und ich so klein. Er war ca. 23 Meter hoch mächtig, habe ich später gemessen. Und ich bin so winzig dagegen, einen Meter und 85 Zentimeter winzig.                                                          

Obwohl Skrupel lähmen und zaudernd machen, staken sie unpassender Weise in mir, beim Aufstieg von Sprosse zu Sprosse wachsend. So wird das nichts! Das führt zum Stillstand. Ich musste die Skrupel loswerden, sie überreden sich aufzulösen. Jeder Baum ist gut für das Klima ich weiß, für alle Lebewesen, also auch für uns Menschlein. Das weiß ich ja, aber diese Schönste der Tannen, ein Schaukelseil mit beachtlich ausladendem Radius ist seit Jahren daran befestigt, charakteristisch schief stehend mit gebogenem Stamm, steht eben mittlerweile ungünstig – durch ihre Höhe. So könnte sie – die Coloradotanne, er der Baum, im Ganzen betrachtet doch aus Versehen auf das Haus fallen- theoretisch. „Du könntest auf das Haus fallen- Baum!“                                                                                

Ich gestehe, es wird auch meine persönliche Angst vor dem Aufstieg gewesen sein, die mich mit ihm reden ließ. Vielleicht wollte ich etwas aushandeln, dass er sich bitte nicht wehren möge, dass ich lieber sein Schicksaal gnädig beeinflussen sollte, und nicht er das meine, indem er mich einfach abschüttelt mit Hilfe des Windes seines vertrauten Widersachers, oder den einen verhängnisvollen Ast unter meinem Fuß brechen lässt und ich der Schwerkraft folgen muss… mal gelinde ausgedrückt.                                                                  

Schließlich soll er mir nur einige Meter abgeben, der Rest darf ja stehenbleiben, nämlich elf Meter und Fünfzig Zentimeter…das ist doch noch ganz schön was. Und die Schaukel darf er auch behalten…“das darfst du Baum!“ Naja, eigentlich wollte ich sie gerne erhalten.                                                                                     

Ich verstehe auch sein ganz persönliches Argument, dass er doch in freier Wildnis so wie er jetzt ist, hätte weiterleben können noch viele Jahre, sogar noch höher und breiter werden, weiter Vögel und Nester in luftigeren Höhen beherbergen können, …noch viel mehr CO² binden würde!                                               

Und er überlege es sich noch, ob er unter den neuen Bedingungen überhaupt weiterleben will?! Ein bar  Gliedmaßen verlieren, kann manch Lebewesen noch verkraften. Das ist aber auch schon sehr unschön und behindernd. Aber wer will schon halbiert werden?! Stimmt, ich selbst würde weglaufen. Er kann es nicht. „Ich kann es nicht“, rauscht es!!!  Kann nur nach oben fliehen, dem Licht entgegen, soweit es geht. Nun gerade diese Neigung, soll hier und jetzt sein Verhängnis bedeuten?!                                                                                                          

Während ich feige und ängstlich den Stamm umklammere, dem ich etwas antun will, der mir aber Halt gibt in einer Höhe, die mich schon auf das 10 Meter hohe Haus nebenan blicken lässt, gelange ich dorthin, wo das meiste Grün noch strotzt, silbergraues Grün mit harzigem Duft. Ganz nach unten schaue ich diesmal nicht, kein einziges Mal. Ich will mich in den jetzt enger stehenden Ästen einfach nur wohl fühlen, ja sogar geborgen sein. Sie halten, drücken, zwängen mich von allen Seiten zunehmend ein. Endlich sind Angst und Skrupel fast ganz weg. Und dann? Ich lege eine Schlinge um sein schon dünner gewordenes Stämmchen. Das Seil reicht bis auf den Boden, wird dann später schräg gespannt.                                                                                                                                               

Nach dem Schnitt fallen die Krone und ein weiteres Stück krachend auf den Rasen. Beide Teile haben einiges verschont gelassen unten, die Veranda, das Wäschegerüst, das Gewächshaus, die antike Blumenschale auf ihrer antiken Säule und sogar die Obstbäume und Holzstelen blieben unversehrt. Danke Baum, Danke Gott höre ich mich murmeln mehrmals! Der Abstieg von Baum und Leiter gingen so schnell, so gewandt wie nie. Bin ich elastischer geworden? Scheinbar. Auch komme ich mir leichter vor. Die Tanne ist allerdings wirklich um ein Mehrfaches erleichtert worden. Bequem greife ich nach den am Boden liegenden biegsamen Ästchen mit ihren dicken großen Nadeln. „Die Fichte sticht- die Tanne nicht“, recherchiere ich später!  Zapfen fehlen- aha. Wahrhaft sehr elastisch die Zweiglein, Harz perlt aus dem Schnitt unter der Rinde hervor. Sie, die Tanne wäre bestimmt noch einige Jahre hier in meinem Garten friedlich weiter in die Höhe geflohen?! Meine Bedenken wegen Umsturzgefahr, Haus und Garten, die Nachbarschaft usw. wird mein gestutzter Tannenbaum garantiert nicht teilen. Er hätte sich lieber weiter auf seine Pfahlwurzel verlassen. Und was aus dem Holz alles noch entstehen könnte, all die menschlichen Inspirationen, wie dieses „Geschenk der Natur“, bevormundet und beraubt von mir, etwa kreativ verarbeitet werden könnte… interessiert ihn bestimmt auch nicht. Das ist ihm bestimmt so was von egal, dem Dreigeteilten, erst recht jetzt, wo die zwei Teile abgetrennt da liegen, ca. einen Meter schräg über dem Boden, die Sprossachsen frei hängend, die Äste nach oben und zur Seite in den Raum greifend, einige an der Unterseite gebrochen in den Boden gerammt. Die liegende Krone scheint zum vielbeinigen Wesen mutiert, hat urgewaltig lauernd den Rasen besetzt…um vielleicht endlich, doch einmal, auf ihren gebrochenen Astbeinen noch die Flucht zu ergreifen!?

P.S.     Aus dem gefällten Holz wurden von mir in den folgenden Tagen Einzelteile für eine mögliche Installation gesägt. Nun warten diese Teile am verschont gebliebenen unteren Stammende der Tanne angelehnt, förmlich zu den eigenen Füßen gelegt… und schauen in den Garten, wo sich nach und nach die Frühjahrsblüher durch die hellen Sägespäne im spärlichen Gras einen Weg nach oben suchen.

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Go viral

„Go viral“ / ca. 4 m Durchmesser / Fichtenholz, Fassadenfarbe, Holzspäne, Schrauben / entstanden zum Spreewaldatelier Lübbenau 2023 / geplanter Standort: am Mückelsee – Berlin

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Hashtag

„Hashtag“ / h ca. 2m/ Douglasie gefärbt + geölt / in Eigenbesitz / entstanden zum Bildhauerpleinair „Unten am Fluss “ / Auerswalde / 2023

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Annäherung

„Annäherung“ / Eiche, h 200 x 100 x 60cm /zur Fama Sculptura, Palais- Sommer / Dresden Neumarkt nähe Frauenkirche / 2023

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Fragezeichen

„Fragezeichen“ / h 220 cm, Eiche / Bildhauerpleinair Quellenhof Garbisdorf

„Nullbruch“ / h150 cm /Eiche gefärbt

„Gabelung“ / ca. 60 x 80 cm, Holzgabeln / Beitrag zur Gemeinschaftsausstellung in der Quellenhofgalerie

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Pyramidenfigur

“ Pyramidenfigur – Rakete „ / 3,20m hoch / Eiche gefärbt / Bildhauerpleinair Annaberg-Buchholz/ im Rahmen von „purblepath“ Chemnitz Kulturhauptstatt 2025 / Ausstellung an der Jakobikirche Chemnitz

Titel und Erscheinungsbild der Skulptur ermöglichen ein assoziatives Spannungsfeld. Unter „Pyramidenfigur…“ wird traditionell im „Weihnachtsland Erzgebirge“ die gegenständliche Bestückung (Mensch-, Tierdarstellungen religiöser und historischer Szenen usw.)  einer erzgebirgischen Flügelpyramide verstanden. In meiner Skulptur tritt die „Pyramide“ aber selbst als abstrakter Baustein zu einer geometrisch architektonisch komponierten abstrakten Figur auf. Die Grundform der Skulptur erlaubt zusätzlich  Assoziationen in Richtung Flugkörper, Rakete usw. und damit Bezüge zu derzeitigen militärischen Konflikten und permanenter globaler militärischer Bedrohung. Das Objekt will sagen, das jede regionale Verwurzelung, Traditionspflege und kulturelle Weiterentwicklung nicht von globaler Verantwortung, Stellungnahme und Einmischung befreit, vor allem wenn es um Errungenschaften elementarer Grund-, und Menschenrechte weltweit geht.

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Bundespreis-Stadtgrün 2022

bsg-projektsteckbrief-6254150371063.pdf (bundespreis-stadtgruen.de)

Renaturierung "Rietzschke-Aue Sellerhausen" in Leipzig

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Kristallpalast (Eisskulpturenfestival)

`Kristallpalast´ h ca. 2m / Eis / Valloire – franz. Alpen / Jan. 2022

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Pyramidenfiguren (Gemeinschaftsausstellung)

`Pyramidenfiguren´ / h ca. 230cm, Eiche / Jahreswechselausstellung `univers´ im Projektraum des CKB Chemnitz 

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Brandstufen (Gemeinschaftsausstellung)

`Brandstufen´ im Rahmen der Gemeinschaftsausstellung `Leergut´/ Galerie `Oscar´/ Weltecho Chemnitz/ 11.12.21 – 30.01. 22

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